FEBRUAR 2018
Auf der Suche Nach Nordlichtern in SChweden & Norwegen
Kiruna
Februar 2018, mit Baby im Bauch. Ein letzter Freundinnen-Trip bevor es mit “la Familia” losgehen würde. Fiona und ich entschieden uns für den eiskalten und verschneiten Norden und landeten bei eisigsten Temperaturen und einer wunderschönen Abenddämmerung auf dem Flughafen Kiruna in Schwedisch Lappland. Bereits bei der Suche nach unserem Mietauto auf dem Aussenparkplatz, fragten wir uns, ob wir auch genügend warme Kleider für unseren winterlichen Girls-Roadtrip dabei hatten, denn minus 25 Grad sind wirklich, wirklich, wirklich kalt!! Aber glücklicherweise haben die Autos hier oben eine Standheizung, was die kurze Fahrt ins Stadtzentrum wesentlich angenehmer machte.
Viel Zeit blieb uns am Ankuftstag nicht mehr. Wir bezogen unser Dorm im stylischen SPIS Hotel & Hostel, und gönnten uns einen Renntierburger zum Znacht. Dies war die modernste Unterkunft die wir in Kiruna gefunden haben, viel preiswertes UND ansprechendens gibt es hier kaum. Mit dem Hotel waren wir sehr zufrieden. Die Dorms waren zwar charmelos, jedoch sauber und es steht eine Gemeinschaftsküche zur Verfügung. Das eigentliche Highlight ist aber das Frühstück im äusserst gemütlichen Restaurant mit integrierter Bar und Feinschmecker-Lädeli. Wenn man in Kiruna per Zufall andere Verrückte trifft, die beschlossen haben einen Rucksacktrip in den kalten Norden zu machen, trifft man diese am ehesten hier an.
SPIS Hotel & Hostel
ICE HOTEL JUKKASJÄRVI
Nur kurz vorbeigefahren sind wir beim berühmten Eishotel, welches jeden Herbst aufs Neue aus Schnee erbaut wird und eine der grossen Touristenattraktionen hier in Lappland sind. Eine Nacht im Eispalast kostet allerdings ein Vermögen und ich persönlich präferiere ein warmes Bett 🙂
HUSKY-ABENTEUER
Tag 2 unserer Reise, und es stand bereits das erste kleine Abenteuer an. Husky-Schlittenfahren wollten wir uns natürlich hier nicht entgehen lassen. Anbieter gibt es diverse. Wir haben uns für Kirunahusky entschieden, da wir gerne selber am “Steuer” sitzen und nicht nur mitfahren wollten. Dieser Anbieter ermöglicht mit der Tour “Be a Musher”, dass man zu Zweit auf einem Hundeschlitten fahren kann und abwechslungsweise Mitfahrer oder Musher ist. Die Tour kostet 1700 SEK (ca. 186 Sfr) und dauert inkl. An-/Abreise rund 5 Stunden.
In Kiruna wird man bei der Touristenauskunft mit einem Minibus abgeholt und, mit einem kurzen Zwischenstopp im Icehotel, zur Huskyanlage gebracht, wo wir alle in warme Overalls gesteckt wurden. Auch Handschuhe und warme Schuhe bekommt man geliehen, bevor es schon kurze Zeit später zu den bereits wartenden Hundegespannen geht. Nach einem Crashkurs im Huskyschlitteln gehts auch schon los. Aber Achtung!! Diese Dinger haben Abgase, holla die Waldfee!
Gewöhnt man sich aber erst einmal an das Parfum der Huskys, kommt man in den Genuss einer fabelhaften Fahrt durch die wunderschöne, zauberhafte Winter-Märchenlandschaft Schwedisch Lapplands. Für mich als Winter-Liebhaberin – das Paradies! Aber so viel weisse Schönheit hat natürlich auch seinen Preis. -25°C plus Fahrtwind = Kuhnagel. Und wie! Zum Glück gibts nach der Ankunft im Camp und der Fütterung der Hunde einen heissen Kaffee und ein schwedisches Gebäck am wärmenden Feuer.
ABISKO
Noch am selben Abend nehmen wird die etwas mehr als stündige Fahrt nach Abisko unter die Räder. Abisko liegt beinahe an der schwedisch-norwegischen Grenze und ist im Winter ein beliebter Ort um auf Nordlichter-Jagd zu gehen. Wir beziehen unser gemütliches Zimmer im örtlichen Hostel und beschliessen bei klaren Wetterverhältnissen noch kurz an den See hinunterzufahren. Und siehe da! Plötzlich werden die weissen Schleier am Himmel leicht farbig und beginnen zu tanzen. Die Langzeitbelichtung mit der Kamera räumt jegliche Zweifel aus dem Weg. Am 2. Tag unserer Reise sehen wir Polarlichter! Wir Glückspilze!
Dass die Welt klein ist, habe ich auf meine Reisen bereits einige Male erfahren. Als wir uns am nächsten Morgen mit Kaffee und Zimtschnecken stärken wollen, begegnet uns doch tatsächlich ein ehemaliger Mitbewohner von mir. Was für ein Zufall. Nach dem Frühstück gings für uns weiter in den Norden. Nachdem wir an der Grenze zu Norwegen endlich unsere ersten frei lebenden Rentiere über die Strasse gelaufen sind, verändert sich auch ziemlich schnell die Landschaft. Bald schon sind wir an der Küste und bekommen hier ein ganz anderes Landschaftsbild zu sehen, mit viel Eis, wenig Schnee und stürmischer See. Wir machen einen Abstecher nach Narvik, wo wir mehr schlecht als recht Zumittag essen und uns währenddessen eine saftige Parkbusse holten (die wir allerdings nie bezahlten…oops!!). Tagesziel für Tag 3 ist Sorreisa, wo wir einen alten Freund Fionas, aus ihrer Zeit in Holland, besuchen wollten.
SORREISA
Übernachten dürfen wir bei Nathan, welcher in der Fischsaison ein Häuschen eines ehemaligen Kapitäns, direkt am Hafen bewohnt. Urchig und gemütlich ist, wenn auch ein wenig Männerbudig. Nachdem wir für Nathan am Abend original schweizer Älplermagronen gekocht haben beschliessen nach einem Schlummertrunk am Chemineefeuer bezeiten zu Bett zu gehen.
Am Tag darauf durften wir nämlich mit Nathan und seinem Chef Arne, mit auf ihr Fischerboot, welches sie für die kommende Fischsaison an einen anderen Hafen verlagern wollten. Arne hat in den vielen Jahren, welche er in der Schiffahrt als Kapitän verbracht hatte schon viel erlebt und deshalb so einiges zu erzählen gehabt. Nathan verbringt seit einigen Jahren mehrer Monate hier um mit Arne auf Fischfang zu gehen. Hier im hohen Norden bei eisigen Temperaturen auf dem alten Fischerboot mitzufahren war ein fantastisches Erlebnis, dass man so schnell nicht toppen kann. Ausserdem durften wir einen Blick in eine Fischfabrik werfen und bekamen dadurch eindrücklich mit, unter welchen Bedingungen hier Menschen arbeiten, damit wir Zuhause in der Schweiz Fisch auf den Teller bekommen. Kälte, Nässe, Fischgestank und Einsamkeit bedeutet dass für die Arbeiter, die in der Saison hier wohnen. Häufig sind es junge Männer aus Lettland, welche hier in der Saison Geld für Ihre Familien zuhause verdienen und jedes Jahr aufs Neue die dunkle Jahreszeit hier verbringen.
Ein unvergesslicher Tag, den wir Nathan und Arne zu Verdanken haben. Was für ein Erlebnis “off the beaten track”.
LOFOTEN
Nach einer weiteren Übernachtung in Nathans Häuschen stand ein erneuter Fahrtag bevor. Die Lofoten waren schon lange auf meiner Bucketlist. Diese Inselgruppe ist berühmt für seine atemberaubenden und einzigartigen Landschaften, sowie herzigen Fischerdörfchen mit ihren hübschen roten Häuschen. Bereits die rund 5 Stündige Fahrt nach Henningsvær, unserem ersten Ziel auf den Lofoten, war ein Higlight für sich. Beinahe hinter jeder Kurve verbirgt sich ein postkartenwürdiger Blick, und immer wieder mussten wir kurz anhalten um das eine oder andere Fötteli zu schiessen.
HENNINGSVÆR
In Henningsvær gönnten wir uns eine komfortable Übernachtung im gemütlichen Brygge Hotel. Nach den letzten Nächten in einfacheren Unterkünften, genossen wir ein herrliches Abendessen im zugehörigen Restaurant und einen gemütlichen Abend vor dem Cheminee-Feuer der Lounge – genau das Richtige bei diesem Huddelwetter draussen.
Das kleine Henningsvær wird auch das “Venedig der Lofoten” genannt und ist das trendigste Örtchen auf der Inselgruppe. Hier finden sich herzige Cafés, kleine Kunstgalerien, sowie allerlei herzige Handwerks- und Souvenir-Lädeli. Für uns war der äusserst ruhige Tag im regnerischen Henningsvær eine schöne Abwechslung zu den vorangegangenen actionreichen Tagen. Und welche Frau erfreut sich nicht nach ein paar Tagen des Unterwegsseins, wiedermal durch ein Örtchen mit hübschen Boutiquen zu schlendern und sich zwischerndurch einen feinen Kaffee und ein Lachsbrötchen an der Wärme zu gönnen.
Cafés und Shops in Henningsvær
UNSTAD
Surfen, im Winter? In Norwegen? Aber sicher! Der Ort dafür ist Unstad, ein Dörfchen mit gerademal einer handvoll Einwohner. Hier betreiben Marion & Tommy die Surfschule und den dazugehörigen Campingplatz Unstad Arctic Surf. Wir wohnten in einem herzigen “Cabin” für die erste Nacht und bekamen für die zweite Nacht sogar ein Upgrade fürs “Mountain View Apartment”. Die Zimmer sind alle mit ganz viel Liebe gestaltet, uurgemütlich eingerichtet und haben teilweise sogar ein privates Cheminee. Im Hauptgebäude, wo sich auch die Surfschule befinden, kann man hausgemacht riiiesen Cinnamon Rolls zu einer wärmenden Tasse Tee geniessen, und sich mit anderen Surfer unterhalten. Verpflegen kann man sich entweder in der eigenen Küche resp. Gemeinschaftsküche des Campingplatzes, oder geniesst ein vom Unstad Arctic Surf Staff frisch zubereitetes Menu im Café der Surfschule.
Fiona hat sich tatsächlich ins eisige Wasser gewagt. Da die wenigsten Surfer einen genügend warmen Wetsuit besitzen, vermietet die Surfschule alles nötige Material für den Ritt auf der Welle. So gerne wäre ich mitgegangen, doch mein wachsendes Bäuchlein liess die Bauchlage nicht mehr zu. Dafür habe ich fleissig geföttelt und mit einigen aus dem Camp Würstchen über dem Feuer gegrillt. Aber ich hab mir geschworen: irgendwann komme ich hierher zurück, und werde vor dieser atemberaubenden Kulisse meine wohl kälteste Surfsession des Lebens absolvieren.
Polarlichter in Unstad
KVALVIKA
Einer der Inspirationen für unseren winterlichen Trip nach Skandinavien, war der Surf-Kurzfilm “North of the Sun”, in welchem die beiden Protagonisten einen Winter in einer selbstgebauten Hütte am Kvalvika Beach verbrachten. Die wunderschönen Bilder dieses Strandes, haben uns dazu bewogen, diesen auf unserer Reise aufzusuchen. Und wer weiss, vielleicht stünde ja die Hütte aus dem Film noch?
North of the sun teaser from Weggefilms on Vimeo.
Kvalvika Beach ist nur zu Fuss oder über den Wasserweg zu erreichen. Die kurze Wanderung dahin startet bei einem kleinen asphaltierten Parkplatz kurz nach Fredvang. Ein Schild weist dem Wanderer den Weg.
Feste Schuhe und warme Kleider sollte man auf anhaben, denn der Weg ist kein Spaziergang. Teilweise ist dieser mit Steinplatten gesichert, manchmal muss man sich seine Weg selber bahnen Aber halb so wild – verlaufen kann man sich nicht, der Weg geht nur in eine Richtung.
Nach einem kurzen Aufstieg (nach rund 40min) erreicht man auch schon den Passattel und erhascht von hier aus einen ersten Blick auf die atemberaubende Kvalvika Bucht.
Runter zur Bucht wird der Weg um einiges anspruchsvoller, wobei man fast nicht mehr von “einem Weg” sprechen kann. Es hat zwar immer wieder Wanderwegzeichen, aber wo genau man entlaggehen soll, blieb uns bis zum Schluss ein Rätsel. Nicht nur einmal mussten wir auf allen Vieren weiterkraxeln, doch immerhin hielte uns diese Art der Fortbewegung warm.
Unten angekommen bin ich überwältigt von der unglaublichen Schönheit der Natur. Imposant ragen zu allen Seiten des Strandes Felswände fast senkrecht in den Himmel. In der winterlichen Abenddämmerung fühlt man sich wie am Ende der Welt. Lediglich die tosende Brandung ist zu hören. Ansonsten Stille, Ruhe, Frieden. DEfinitiv einer der schönsten Orte, an denen ich je war!
Um die selbstgebaute Hütte zu finden, mussten wir die weitläufige Bucht richtiggehend absuchen, denn sie ist zwischen grossen Findlingen und Felsbrocken gut getarnt. Eindrücklich wie die beiden Jungs aus dem Film lediglich aus angeschwemmten Dingen ihr Zuhause für einen Winter bauten.
Die Hütte aus dem Film “North of the Sun” steht noch!
REINE
Nach der ermüdenden Wanderung zum Kvalvika Beach, wollten wir als letzte Station auf den Lofoten das photogene Örtchen Reine besuchen. Erst beim Eindunkeln kamen wir hier an und wurden von einem üblen Düftchen erwartet. Wie überall in der Region wird hier Stockisch an der frischen Luft getrocknet, um es nachher als Delikatesse zu verkaufen.
Etwas ausserhalb von Reine haben wir eine äussterst empfehlenswerte Unterkunft bezogen. Das Sakrisoy Gjestegard. Es zeichnet sich durch sehr gemütliche und gepflegte Zimmer aus, und dies zu einem äusserst fairen Preis. Die Bäder werden unter den Gästen geteilt, sind aber sehr gepflegt und grosszügig. In Gehdistanz des Gästehauses fanden wir ausserdem ein urchig, gemütliches Restaurant mit einer kleinen aber feinen Karte – das “Underhuset”. Bei einem Glas alkoholfreiem Bier genossen wir unseren letzten Abend in Norwegen.
KIRUNA
Für den letzte Tag stand lediglich unsere Rückreise nach Kiruna auf dem Programm. Weil alle Unterkünfte ausgebucht waren, beschlossen wir uns via AirBnB eine richtige Blockhütte im Wald zu buchen. Nichtsahnend wollten wir also am Abend nach einem anstrengenden Tag im Auto in unser gemütliches Hüttli einziehen, doch ha? wo war es bloss? Tja… ganz schön lange haben wir gesucht bis wir es dann irgendwo im Wald gefunden haben. Ohne Allradantrieb kamen wir zwar knapp zum Häuschen, jedoch hofften wir am Morgen bei dem Schneetreiben auch wieder rauszukommen. Jaja, es war ja uu herzig das Hüttli mit Cheminee, aber doch ein wenig eine Furzidee als kurze Übernachtung vor dem Abflug. Nichtsdestotrotz ein gelungener Lappland-Abschluss.